ARGUMENTE

Unsere Vision

Das Gelände an der Isleten soll im Sinne eines naturnahen und sanften Tourismus und der Naherholung mit Wassersport, Bräteln etc. weiterentwickelt und für alle Menschen geöffnet werden. Das Ufer des Urnersees ist heute schon zu einem viel zu grossen Teil privatisiert oder durch Strassen besetzt. Der heute in ein enges Bett gezwängten Isentalerbach soll mehr Raum erhalten, damit er wieder natürlich fliessen kann. Die Zeugen der frühen Industrialisierung des Kantons und geschützte Baumgruppen sollen erhalten bleiben. Bestehende Gebäude sollen allenfalls umgenutzt werden können.

Was ist die heutige Ausgangslage?

Der grösste Teil der Isleten auf dem Gebiet der Gemeinden Seedorf (früher Bauen) und Isenthal ist ein ehemaliges Industrieareal, auf dem früher Papier und später Sprengstoff produziert worden ist. Zuletzt wurde noch Nitroglycerin für medizinische Zwecke hergestellt. Von dieser früheren Nutzung sind noch einige Zeugnisse der Industriegeschichte unseres Kantons erhalten geblieben, so das älteste Fabrikgebäude des Kantons, ein Brunnen, welcher der Papierproduktion diente, eine Nitrieranlage und weitere Gebäulichkeiten zur Lagerung und Konfektionierung des Sprengstoffs sowie eine zentrale Heizung.

Zum Bestand des Areals gehören aber auch die Fabrikantenvilla, ein kleiner Bootshafen sowie ein Gebäude am See, das als Kantine für die ArbeiterInnen diente und auf der Fassade ein Gemälde von Heinrich Danioth aufweist. Heute sind in den Gebäuden einzelne Handwerksbetriebe und Wassersportvereine eingemietet. Ein Teil des Geländes wird für temporäres Camping benutzt.

Die Nutzung des Areals für die Sprengstoffproduktion machte aus Sicherheitsgründen grosse Distanzen zwischen den einzelnen Gebäuden und Einrichtungen notwendig. Deshalb zeigt sich das Areal heute nicht als graues Industriegebiet, sondern sehr grün. Es weist auch einen Bestand an wertvollen Hochstamm-Obstbäumen auf. Der Isentalerbach ist entsprechend den damaligen Vorstellungen des Hochwasserschutzes in ein enges Bett eingezwängt. Bei einer Änderung der Nutzung wird der Bachlauf einen gesetzeskonformen Gewässerraum erhalten, also breiter werden müssen.

Leider weist der Boden des ehemaligen Fabrikareals auch einige chemische Altlasten auf, die noch nicht vollständig entsorgt worden sind. Die Entsorgung ist Bedingung für eine Überbauung des Geländes. Bei anderer Nutzung kann sie unter Umständen entfallen. Zum Grundstück der ehemaligen Fabrik gehören auch grosse Abschnitte des Seeufers sowie Wald und Felspartien um das Fabrikgelände herum. Ausserhalb des Cheddite-Areals befinden sich heute noch die Schiffstation, das Restaurant Seegarten, Parkplätze, Liegewiesen, die Strasse und die Spitze des Deltas. Die Cheddite AG hat ihr Grundstück der Isen AG verkauft, die Samih Sawiris gehört.

Die Isleten ist heute auch ein beliebtes, aber in der Ausdehnung sehr begrenztes Freizeitgebiet. Hier wird geschwommen, gepaddelt, gesurft, gerudert und geklettert.

Welche Nutzung ist heute auf der Isleten möglich?

Die Fabrikantenvilla und das Gemälde von Danioth sind geschützte Kulturobjekte. Geschützt sind auch einige Waldbestände und der Obstgarten. Die ganze Isleten gehört zum BLN-Gebiet Vierwaldstättersee. Das Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler (BLN) schützt die wertvollsten Landschaften der Schweiz, schliesst aber eine beschränkte Nutzung nicht aus. Im BLN-Inventar wird zur Isleten erwähnt: 

«Sie liegt auf einem Delta am Urnersee und am Eingang zum abgeschiedenen Isental. Bereits im 16. Jahrhundert wurde in Isleten Eisenerz abgebaut und verhüttet. Die Ortschaft war, obwohl erst seit den 1950-er Jahren auf dem Landweg erreichbar, lange Zeit ein bedeutender Industriestandort und gilt als Ausgangspunkt für die Industrialisierung des Kantons Uri.» Als Schutzziele werden definiert:

  • 5.1 Die Berg- und Seenlandschaft des Urnersees mit dem Mosaik aus kulturlandschaftlichen und natürlichen Räumen erhalten.
  • 5.2 Die unberührten und wenig erschlossenen Talflanken mit ihrem landschaftlich und ökologisch wertvollen Mosaik aus Felswänden, Felsfluren und Wald erhalten.
  • 5.3 Die einzigartigen geologischen Profile sowie die Fels- und Geländeformen erhalten.
  • 5.4 Die ungestörten Übergänge zwischen offener Seefläche, sanften Ufergebieten und unberührten Felswänden erhalten.
  • 5.5 Die standortangepasste landwirtschaftliche Nutzung, insbesondere die Bewirtschaftung der Wildheuplanggen, erhalten.»

Eine Nutzung zu touristischen Zwecken benötigt jedoch noch eine Anpassung des kantonalen Richtplans sowie der Nutzungsplanung der Gemeinde Seedorf und ev. Isenthal. Zonenplanänderungen erfordern die Zustimmung des Stimmvolks, der Gemeinden sowie des Regierungsrates.

Der aktuelle Richtplan sagt zum Tourismusgebiet Urnersee und somit auch zur Isleten:

«Das Tourismusgebiet Urnersee ist geprägt durch die Schifffahrt, das Wandern, den Wassersport und die kunsthistorischen Stätten. Die touristischen Aktivitäten verlangen keine grösseren Infrastrukturanlagen, weisen jedoch teilweise hohe Besucherfrequenzen auf. Der Bedeutung und Rolle von Seelisberg als Tourismusort wird dabei besondere Beachtung geschenkt. Der Kanton schafft zusammen mit den Seegemeinden Seelisberg, Bauen, Sisikon, Isenthal, Seedorf und Flüelen günstige Voraussetzungen für die Entwicklung der Tourismusgebiete am Urnersee. Dabei nimmt er insbesondere Rücksicht auf die ökologischen Besonderheiten und Anforderungen der Ufer und Naturschutzzonen dieser Gebiete. Bei der Weiterentwicklung des Tourismusgebietes Urnersee sind folgende Themen bedeutend:

  • Erschliessung / Umsteigebeziehungen zur öffentlichen Schifffahrt
  • Private Schifffahrt / Konzentration der Hafenanlagen
  • Landschaftsschutz / Abstimmung mit BLN Gebiet Nr. 1606 Vierwaldstättersee
  • Abstimmung mit Naturschutzgebieten und Entwicklung Reussdelta
  • Öffentlicher Seezugang – Konzentration der intensiv genutzten Gebiete (Infrastrukturen, Hotellerie)»

Was plant Samih Sawiris?

Sawiris möchte die Isleten nach dem Vorbild von Marinas, die er an Küstenorten realisiert hat (El Gouna am Roten Meer in Ägypten, Lustica Bay am Mittelmeer in Montenegro), umbauen. Im nördlichen Teil des Deltas will er eine künstliche Bucht ausbaggern lassen, wo bis zu 50 Boote anlegen können. Darum herum sind rund 100 Apartments und ein Hotel mit etwa 50 Hotelzimmern vorgesehen. Um die Fabrikantenvilla herum sollen ein halbes Dutzend Villen zu stehen kommen. Die Rede ist auch von Restaurants und Geschäften. Das Gebiet südlich des Isentalerbachs soll unverändert bleiben, der Isentalerbach im Unterlauf renaturiert, der Wald etwas auf die Nordseite ausgedehnt werden. Die Kantonsstrasse soll westlich um das Resort herumgeführt werden. Geschätzte Kosten: CHF 8,8 Millionen. Wer die Verlegung bezahlen soll, ist bisher nicht bekannt.

Bereits hat der Kanton auf eigene Kosten einige Variantenstudien dazu gemacht. Die Marina-Pläne werden zu gewissen Zeiten massiven Mehrverkehr auf der Kantonsstrasse – auch durch Seedorf – verursachen. Zu andern Zeiten wird die Marina ein verlassenes Geisterdorf sein.

Und die Altlasten?

Das Cheddite-Areal wurde im Laufe der Jahrzehnte durch Sprengstoffe und Schwermetalle verschmutzt. Im Prinzip ist die Cheddite für diese Altlasten im Boden der Isleten verantwortlich. Einen grossen Teil des verschmutzten Bodens hat sie bereits saniert. Mit dem Kauf des Areals hat die Isen AG von Samih Sawiris die Verantwortung für die restlichen Altlasten übernommen. Die Kosten der verbleibenden altlastenrechtlichen Massnahmen werden auf einige Millionen Franken geschätzt (man spricht von 1-2 Millionen). Sind Altlasten z.B. unter bestehenden Gebäuden betroffen, so wird abgewogen werden müssen, ob diese saniert oder nur überwacht werden sollen. Sollte die Isleten-Initiative angenommen werden, so müsste eine neue Trägerschaft das Areal und damit auch die Verantwortung für die Altlasten übernehmen. Dies dürfte auch gelten, wenn der Kanton für die Ermöglichung des Marina-Projekts Flächen von Sawiris übernimmt, um die Kantonsstrasse an den Berghang zu verlegen.

Das Trinkwasser, das aus einer Fassung auf dem Areal (im Baumgarten) selbst stammt, kann weiterhin genutzt werden, sofern die Schutzzone darum herum nicht durch Bautätigkeiten tangiert wird. Beim Marina-Projekt ist aber genau diese Fläche durch den künstlichen See betroffen. Wenn die Trinkwasserversorgung für das Marina-Projekt ersetzt und für die vielen Häuser wohl auch massiv vergrössert werden muss, so ist dafür die Standortgemeinde Seedorf zuständig. Es müsste wohl mit grösseren Kosten gerechnet werden. Für einen naturnahmen Freizeitpark würden diese Kosten nicht anfallen.

Wer zahlt?

Auch das Sawiris-Projekt wäre für den Kanton nicht gratis. Der Investor hat schon früh erklärt, dass der Kanton die Verlegung der Bauentrasse an den Berghang samt einem neuen Anschluss der Isenthalerstrasse finanziert und damit sein Projekt indirekt subventioniert. Für diese Planung wendet der Kanton schon heute Steuergelder auf. Vom Kanton wird auch die gesetzeskonforme Erweiterung des Gewässerraums des Isentalerbachs finanziert werden müssen, ist der Bach doch ein Kantonsgewässer. Für die Gemeinde Seedorf werden die Kosten der Erschliessung mit Wasser- und Abwasserleitungen anfallen.

Zweitwohnungsquote eingehalten?

Vor der Fusion von Bauen und Seedorf war die Isleten für den Bau von Zweitwohnungen tabu. Die zulässige Zahl an Zweitwohnungen war in der Gemeinde Bauen bereits erreicht. Durch die Fusion wurde dieses Hindernis beseitigt, denn in Seedorf gibt es diesbezüglich aber noch Reserven. 

Das fusionierte Seedorf/Bauen hatte 2023 total 912 Wohnungen, davon 812 Erstwohnungen und 18 Wohnungen, die diesen gleichgestellt wind (zusammen 830). Der Zweitwohnungsanteil betrug somit 8,99%. Das Potenzial an Zweitwohnungen beträgt also noch rund 100 Wohnungen. 

Das Projekt Isleten 2024 enthält «100 hotelmässig bewirtschaftete Wohnungen» und «7 hotelmässig bewirtschaftete Bungalows». Gemäss Zweitwohnungsgesetz können «touristisch bewirtschaftete Wohnungen» auch dann gebaut werden, wenn die Zweitwohnungsgrenze von 20% überschritten ist. «Eine Wohnung gilt als touristisch bewirtschaftet, wenn sie dauerhaft zur ausschliesslich kurzzeitigen Nutzung durch Gäste zu markt- und ortsüblichen Bedingungen angeboten wird und sie: «…. nicht auf die persönlichen Bedürfnisse des Eigentümers oder der Eigentümerin zugeschnitten ist und im Rahmen eines strukturierten Beherbergungsbetriebs bewirtschaftet wird.» Die Isen AG strebt offensichtlich an, dieses Schlupfloch zu nutzen, so dass die neuen Wohnungen auf der Isleten nicht als Zweitwohnungen gelten, auch wenn sie meist leer stehen. Es dürfte wohl vom Bund abhängen, ob er das Bewirtschaftungskonzept als ausreichend akzeptiert.